Gesundheit
17 Februar 2021

Nutri-Score – wie ist die neue Kennzeichnung zu interpretieren?

Der Nutri-Score wurde erst 2020 offiziell in Luxemburg eingeführt. In Frankreich war dies bereits 2016 geschehen, und in Belgien dann 2018. Sinn und Zweck? Auf einen Blick gesunde Nahrungsmittel erkennen, die unserer Gesundheit förderlich sind statt zu schaden. Schauen wir uns an, wie sich der Nutri-Score intelligent nutzen lässt.

Wie funktioniert der Nutri-Score?

Der Nutri-Score ist die offizielle (aber nicht verpflichtende) Kennzeichnung von verarbeiteten Produkten und Getränken. Diese werden hierbei je nach erreichtem Score in fünf Stufen auf einer Skala von einem grünen A bis zu einem roten E eingeordnet. A und B gelten für ausgewogenere Nahrungsmittel, die sich zum regelmäßigen Verzehr eignen. Bei den Stufen C und D sollte sich der Verzehr in Maßen halten. Bei der Stufe E ist ein Verzehr nur in Ausnahmefällen angeraten.

Dieser Score wird anhand der Zusammensetzung des Produkts bestimmt. Nährstoffe und Nahrungsmittel, die für den Organismus von Vorteil sind, erhalten positive Punkte, während Nahrungsmittel, die es zu meiden gilt, die Note vermindern. Je nach Ergebnis ordnet der Nutri-Score das Produkt wie folgt ein: von A (Score von -15 bis -1) für die gesündesten Produkte bis E (Score von 19 bis 40) für die ungesündesten Produkte.

Positiv bewertet werden beim Nutri-Score: der Gehalt an Obst, Gemüse, Hülsen- und Ölfrüchten, der Gehalt an Ballaststoffen und an Proteinen in 100 Gramm Produkt. Negativ bewertet werden beim Nutri-Score: die Kalorienzahl je 100 Gramm, die Menge Salz, der Gehalt an Zucker und der Anteil an gesättigten Fettsäuren.

Die Macht der Einfachheit

Der Nutri-Score hat den Vorteil, dass er eine sehr einfache visuelle Kennzeichnung ermöglicht. Die Kennzeichnung wird auf der Vorderseite der Produkte aufgebracht. Sie weckt Aufmerksamkeit und lässt sich auf einen Blick interpretieren. Das spart Zeit, weil man nicht die Nährwerte im Einzelnen zu studieren braucht, und ermöglicht einen raschen Vergleich von Produkten.

Wenn Sie den Nutri-Score beim Einkaufen beachten, kann das einen Beitrag zu Ihrer Gesundheit leisten. Die Équipe de Recherche en Épidémiologie Nutritionnelle (EREN, Paris) hat einen Vergleich angestellt, wie wir unsere Einkaufswagen mit oder ohne Nutri-Score füllen. Mit dieser Kennzeichnung kaufen wir tendenziell gesündere Produkte.

Mittelfristig erhofft man sich eine Veränderung im größeren Stil. Der Nutri-Score kann einen „Nährstoffwettbewerb“ zwischen den verschiedenen Marken herbeiführen. Dies würde die Nahrungsmittelindustrie zu einer Überarbeitung ihrer Rezepturen veranlassen, um den Nährwert ihrer Produkte zu verbessern, mit weniger Salz, weniger Zucker, weniger Fett usw.

Die Kehrseite der Medaille

Der Nutri-Score leidet unter seinem wesentlichen Merkmal: Er ist unter Umständen zu einfach. Einige hätten es lieber, wenn der Nutri-Score die Wirklichkeit besser abbildet. Das heißt, dass er eher Portionen berücksichtigt, als seinen Score immer auf 100 Gramm zu beziehen. Dieses Argument gilt beispielsweise für Olivenöl. Olivenöl hat einen Score D, der auf der Analyse von 100 Milliliter beruht, obwohl das Öl üblicherweise an der Spitze der Nahrungspyramide steht, weil sein Verzehr sehr gesund ist… bei einer Menge von einem Teelöffel!

Andere wollen, dass der Nutri-Score mehr berücksichtigt. Seine Nährwertkriterien sagen nichts über Zusätze, Allergene, Konservierungsmittel oder künstliche Aromen. Derartige Informationen sind der Zutatenliste zu entnehmen.

Sich allein auf Nährwertkriterien zu konzentrieren, heißt auch, die Art der Zubereitung zu ignorieren. Das paradoxe Beispiel Pommes Frites spricht hierbei Bände: Beim Einkauf lautet ihr Score A, solange sie noch nicht in der Friteuse gelandet sind!

Schließlich ist der Nutri-Score in seiner Funktion begrenzt. Denn weil er auf Freiwilligkeit beruht, ist es eher unwahrscheinlich, dass „Junk Food“ (Chips, Snacks usw.) irgendwann bewusst mit dem Nutri-Score E gekennzeichnet wird.

Appell an den gesunden Menschenverstand

Richtig verstanden, ist der Nutri-Score ein schnelles und effizientes Instrument für eine bessere Wahl der Produkte, die wir in unseren Einkaufswagen legen. Nützlich ist er vor allem für einen Vergleich mehrerer Produkte derselben Kategorie. Müsli verschiedener Marken kann beispielsweise je nach Rezeptur der Hersteller unterschiedliche Scores erhalten.

Auch wenn man weiß, für welche verarbeiteten Produkte man sich entscheiden sollte, befreit dies natürlich nicht davon, ganz allgemein über unsere Ernährung nachzudenken. Über Etiketten und Kennzeichnungen hinaus, sollten wir unsere Essgewohnheiten weiter hinterfragen. Nutzen wir beispielsweise die Nahrungsmittelpyramide für die Beantwortung dieser drei grundlegenden Fragen: Ist die Zusammensetzung unseres Essens ausgewogen? Sind unsere Portionen angemessen? Welchen Anteil haben unverarbeitete Nahrungsmittel (frisches Obst, frisches Gemüse, Fisch usw.) an unserem Essen?

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